Matthias Schröter (@matthiasschr) und Roland Kraemer (@RolKraemer)

2. November 2017

geschrieben in Alle Neuigkeiten, ESP-DE Blog

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Bürgerwissenschaft, oder Citizen Science, ist das freiwillige, unbezahlte Engagement von Bürger*innen in Forschungsaktivitäten. Dieses Engagement wird zunehmend für die Erfassung von Ökosystemleistungen genutzt. In einer jüngst in der Zeitschrift Ecosystem Services erschienenen Studie (Open Access) haben wir aufgezeigt, welche Ökosystemleistungen bisher durch Citizen-Science-Projekte erfasst werden, mit welchen Mitteln das geschieht und welche Herausforderungen und bisher ungenutzte Potenziale bestehen.

Citizen Science in einem U.S. amerikanischen Nationalpark. Ian Harvey via Flickr (CC BY 2.0)

Zu diesem Zweck führten wir einen systematischen Review wissenschaftlicher Publikationen durch. Da zahlreiche Citizen-Science-Projekte (noch) nicht wissenschaftlich publizieren, haben wir zudem über 1400 Projekte bewertet, die auf Internetplattformen zu finden sind oder auf Konferenzen präsentiert wurden. Es stellte sich heraus, dass nur 17 wissenschaftliche Studien und immerhin 102 weitere Projekte ohne Publikation verschiedene Versorgungs-, regulierende und kulturelle Dienstleistungen mit Hilfe von Citizen Science erfasst haben. Die Aufgabe, die Bürger*innen dabei übernahmen, war vor allem die Datenerfassung und zum Teil die Datenanalyse. Vorteile von Citizen Science werden in geringeren Kosten und einer größeren räumlichen Abdeckung der Datenerhebung gesehen. Zudem kann Citizen Science zu Bildung für nachhaltige Entwicklung beitragen. Als Nachteile werden zum Beispiel komplizierte Erfassungsprotokolle und mögliche Fehler bei der räumlichen Abdeckung genannt. Wir stellten außerdem fest, dass Citizen Science vor allem bei der Erfassung von Tierarten von hohem symbolischen oder ikonischen Wert eingesetzt wird, dabei aber noch kein konkreter Bezug zu ästhetischen oder Existenzwerten als Beispiele für Ökosystemleistungen hergestellt wird. Bisher existieren also recht wenige wissenschaftliche Studien, die Citizen Science im Bereich Ökosystemleistungen anwenden. Angesichts des Datenmangels bei der Bewertung vieler Ökosystemleistungen gibt es jedoch Potenziale, diese beiden Felder stärker miteinander zu verknüpfen. Zudem könnte man argumentieren, dass das Durchführen von oder die Beteiligung an Bürgerwissenschaft in der Natur, ganz unabhängig ob Ökosystemleistungen dabei erfasst werden, selbst ein Indikator für eine kulturelle Ökosystemleistung ist (siehe dazu auch diesen Blog-Beitrag).

Veröffentlichung

Schröter, M., R. Kraemer, M. Mantel, N. Kabisch, S. Hecker, A. Richter, V. Neumeier, and A. Bonn. 2017. Citizen science for assessing ecosystem services: Status, challenges and opportunities. Ecosystem Services 28:80-94. https://doi.org/10.1016/j.ecoser.2017.09.017

Kann man Ökosystemleistungen mit Hilfe von Bürgerwissenschaft erfassen?

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