Alexandra Müller

28. Februar 2019

geschrieben in Alle Neuigkeiten, ESP-DE Blog

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Viele Waldleistungen sind öffentliche Güter, d.h. sie zeichnen sich durch Nicht-Rivalität und Nicht-Ausschliessbarkeit aus. Solche Güter und Leistungen werden nicht auf Märkten gehandelt und haben daher keinen Marktpreis. Ihre Bewertung kann jedoch wichtige Informationen für die Entscheidungsfindung in der Forstwirtschaft sowie in der Politik liefern. Dies insbesondere dadurch, dass verschiedene Handlungsoptionen miteinander verglichen, Prioritäten für geplante Massnahmen gesetzt sowie finanzielle Anreiz- und Unterstützungssysteme entwickelt werden können.

In unserem Artikel “Can Existing Estimates for Forest Ecosystem Services Values Inform Forest Management?” haben wir untersucht, ob ein umfassendes ökonomisches Bewertungsmodell für Waldleistungen auf Basis existierender Daten entwickelt werden kann. Dazu haben wir analysiert, inwieweit eine Übertragung von Bewertungsergebnissen (Benefit Transfer) von Primärstudien auf andere Regionen/Fallstudien zielführend ist und welche Herausforderungen dabei entstehen. Mittels Literaturrecherche haben wir eine umfangreiche Datenbank mit Bewertungsergebnissen erstellt. Es hat sich jedoch gezeigt, dass das Zusammentragen dieser Daten allein kein zielführender Ansatz ist, da die Werte stark variieren und sich keine Muster, z.B. in Abhängigkeit von der gewählten Bewertungsmethode oder der zu bewertenden Waldleistung, erkennen lassen. Ein grundlegendes Problem bezieht sich auf die Vergleichbarkeit der Rahmenbedingungen: diese müssten für beide Bewertungsregionen möglichst identisch oder zumindest so detailliert beschrieben sein, dass die Übertragbarkeit geprüft werden kann. Unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass ein pauschaler Wertetransfer von einer Studienregion in die andere problematisch ist, da Umfang und Perspektiven der verschiedenen Studien stark variieren. Daher erscheint der Funktionentransfer die bessere Alternative. Dabei werden nicht berechnete Werte übertragen, sondern die mathematischen Funktionen, die hinter diesen Werten stehen. So können die Rahmenbedingungen in der Übertragungsregion besser berücksichtigt und die Bewertungsfunktion entsprechend angepasst werden.

Trotz der erkannten Schwierigkeiten beim Nutzentransfer ist es wichtig, Waldleistungen bei der forstlichen Planung und Waldbewirtschaftung zu berücksichtigen, da insbesondere die Multifunktionalität der Wälder immer stärker gefordert wird. Gerade an Orten, wo viele Waldleistungen auf vergleichsweise kleiner Fläche nachgefragt werden, kann es zu Nutzungskonflikten kommen. In solchen Konfliktsituationen ist eine transparente Kommunikation besonders wichtig. Die ökonomischen Bewertungsergebnisse können dabei als Argumentationsgrundlage dienen. Erschwerend hinzu kommt die ‚Öffentliche-Gut-Problematik‘: Insbesondere dort, wo Wälder mehrheitlich frei zugänglich sind, werden ihre Leistungen von vielen Besuchenden als gratis angesehen. Dabei wird oft vergessen, dass die Bereitstellung der geforderten Leistungen häufig mit Kosten für Waldbesitzer und Forstbetriebe verbunden ist. Eine ökonomische Bewertung der Waldleistungen kann dazu beitragen, ihren Wert sichtbar zu machen und so das Bewusstsein der Bevölkerung dafür zu schärfen, dass Waldleistungen nicht unbedingt dauerhaft, unbegrenzt und gratis verfügbar sind.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Bewertungsergebnisse von Primärstudien wertvolle Informationen liefern können. Die direkte Übertragung pauschaler Ergebnisse für die Entscheidungsfindung in anderen Regionen ist jedoch problematisch. Gänzlich auf eine Bewertung zu verzichten, ist aber nicht zu empfehlen, da insbesondere die Waldleistungen, die über die Rohholzproduktion hinausgehen, vielerorts von der Bevölkerung wertgeschätzt werden. Sie sollten daher auch in forstlichen Planungs- und Entscheidungsprozessen berücksichtigt werden. Fehlt es an Zeit oder Geld für die Durchführung von Primärstudien vor Ort, können der Transfer und die Anpassung von Bewertungsfunktionen aus anderen Studien Unterstützung bieten.

Artikel: https://www.mdpi.com/1999-4907/10/2/132
Autoren: Alexandra Müller, Prof. Dr. Roland Olschewski, Prof. Dr. Thomas Knoke

Können bestehende Bewertungen von Waldleistungen das forstliche Management unterstützen?

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