Sven Lautenbach

4. September 2017

geschrieben in ESP-DE Blog

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In vielen Fällen werden Ökosystemleistungen nur über relativ kurze Zeiträume und mit relativ niedriger zeitlicher Auflösung erfasst. Dies verbirgt oftmals Fluktuationen, die für eine umfassende Bewertung benötigt werden. Zwei aktuelle Publikationen beschreiben Veränderungen der Landnutzung und daraus resultierende Veränderungen von Ökosystemleistungen anhand einer Region in Süd-Chile. Erfasst wurde der Zeitraum von 1985 bis 2011 zu sieben Zeitpunkten. Die Landnutzung in der Region wird dominiert durch die Holzwirtschaft. Neben der Nutzung einheimischer Baumarten existieren in starkem Maße auch Plantagen mit ortsfremden Arten. Die Verwendung einer relativ hohen zeitlichen Auflösung der verwendeten Daten verdeutlichen sowohl die Effekte der Landnutzungsdynamik auf Ökosystemleistungen als auch eine zusätzliche, mitunter sehr hohe, Fluktuation der Ökosystemleistungen im Zeitverlauf, die nicht direkt mit Veränderungen der Landnutzung einhergeht. Insbesondere die Ergebnisse zum Sedimentrückhalt, aber auch zum Phosphorrückhalt und zur Landschaftsästhetik zeigen, wie wichtig eine wiederholte Erfassung von Ökosystemleistungen ist, um sowohl komplexe Landnutzungstrajektorien als auch natürliche Fluktuationen zwischen den Jahren zu erfassen.

Die Untersuchungen machen weiterhin deutlich, wie relevant die Berücksichtigung räumlicher Heterogenitäten bei der Beurteilung von Veränderungen und der Ableitung von Managementempfehlungen ist. So unterscheiden sich sowohl die Veränderungen der Landnutzung als auch die dadurch induzierten Veränderungen der Ökosystemleistungen deutlich zwischen den drei großen Landschaftsräumen in der Region (Küstenkordillere, Zentraltal, Andenkordillere). Veränderungen im Zentraltal werden insbesondere durch eine Ausdehnung der Plantagen dominiert, während in der Küsten- und der Andenkordillere die Nutzung von Primär- und Sekundärwald das Geschehen dominiert. Während in abgelegeneren Regionen große Schutzgebiete existieren, fehlen diese im Zentraltal völlig. Der Erhalt oder der Aufbau von Korridoren, die eine Verbindung der zwischen den verbleibenden Primärwaldgebieten herstellen, erscheint aus ökologischer Sicht höchst relevant. Da Korridore entlang von Flussläufen wichtige regulierende Funktionen bieten, kann hier eine Synergie zwischen Naturschutz und regulierenden Ökosystemleistungen als gewichtiges Zusatzargument angeführt werden, um diesen Hotspot der Biodiversität zu erhalten.

Autoren:

Sven Lautenbach ist Juniorprofessur für Landnutzungsmodellierung und ökologische Dienstleistungen an der Universität Bonn und beschäftigt sich unter anderem mit der Erfassung von Zielkonflikten von Landnutzungsentscheidungen.

Karla Locher-Krause ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung angestellt und beschäftigt sich unter anderem mit der Erfassung und Quantifizierung von Ökosystemdienstleistungen in Chile.

Martin Volk ist stellvertretender Departmentleiter am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung, Department Landschaftsökologie und außerplanmäßiger Professor für Physische Geographie und Geoökologie an der Martin-Luther-Unversität Halle-Wittenberg. Er beschäftigt sich unter anderem mit der Quantifizierung von Ökosystemleistungen und Trade-Offs.

Veröffentlichungen:

Locher-Krause, K.E., Volk, M., Waske, B., Thonfeld, F., Lautenbach, S., 2017. Expanding temporal resolution in landscape transformations: Insights from a Landsat-based case study in Southern Chile. Ecol. Indic. doi: 10.1016/j.ecolind.2016.12.036

Locher-Krause, K.E., Lautenbach, S., Volk, M., 2017. Spatio-temporal change of ecosystem services as a key to understand natural resource utilization in Southern Chile. Reg. Environ. Chang. doi: 10.1007/s10113-017-1180-y

Zeitliche Veränderungen von Ökosystemleistungen in Süd-Chile

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