Konzepte bestimmen wie wir die Welt wahrnehmen und gestalten. Das Konzept der Ökosystemleistungen (ÖSL) ist ein integrativer Ansatz, der hilft die Zusammenhänge zwischen Natur und menschlichem Wohlergehen besser zu verstehen, mit dem Ziel nachhaltigere Entscheidungen zu treffen. Die Einbeziehung von ÖSL-Informationen in die Entscheidungsfindung (Mainstreaming) ist jedoch ein langfristiges Projekt und erfordert die erfolgreiche Überwindung einer Reihe von Hindernissen. Ein Hindernis für ein umfassendes Mainstreaming von ÖSL ist das Fehlen von Standards, die Terminologie, akzeptable Daten und Methoden sowie Erfordernisse für die Berichterstattung zum Austausch konsistenter Informationen über ÖSL definieren. Mit der wachsenden Popularität des ÖSL-Konzepts in einer Zeit wissensorientierter Sichtweisen und verstärkter globaler Vernetzung führte eine zunehmende Verbreitung von Terminologien, konzeptionellen Vorstellungen, Methoden und Datensätzen zu inkonsistenten Informationen und Verwirrung darüber, was Ansätze guter Praxis ausmacht. In den letzten Jahren wurden verschiedene Ansätze des Wissensmanagement entwickelt, um den Zugang zu ÖSL-Informationen zu erleichtern und Standardisierungsprozesse anzukurbeln. Einen Ansatz im Bereich Wissensmanagement stellen Datenbanken dar. In Datenbanken können große Mengen an Information von ÖSL-Studien oder Projekten in konsistenter Form zusammengestellt werden. Durch konsistente Informationen wird die Identifizierung von Gemeinsamkeiten von Beispielen guter Praxis erleichtert und es werden Hinweise für Diskussionen über Standards gegeben. Dies führt zur Forschungsfrage: „Wie können ÖSL- Datenbanken das Mainstreaming von ÖSL und die Entwicklung von Standards in spezifischen Anwendungskontexten erleichtern?“.
In dieser Studie wurde untersucht wie Datenbankinhalte den Informationsbedarf von sechs Politikinstrumenten, die Ressourcen und Landnutzung beeinflussen, gerecht werden. Es wurden 29 ÖSL-Datenbanken mit globaler Abdeckung analysiert, die Informationen zu 36.112 Studien, Projekten und Methoden in mehr als 600.000 Datenbankeinträgen enthielten. Die Ergebnisse zeigten, dass Datenbanken Informationen für die meisten Politikinstrumente beinhalteten (Abb. 1).
ÖSL-Datenbanken vernachlässigten jedoch Informationen über kontextbezogenes und implizites Wissen bezüglich der Prozessabläufe von ÖSL-Untersuchungen. Darüber hinaus waren ÖSL- Datenbanken hinsichtlich der geografischen Repräsentativität begrenzt, besonders in den ärmsten Ländern der Gesellschaft traten große Informationslücken auf. Durch die Synthese der Ergebnisse über verschiedene politische Instrumente hinweg konnten gemeinsame Prinzipien abgeleitet werden, die Prioritätsbereiche für die Formalisierung von Standards zur Dokumentation von Wissen über ÖSL darstellen. Diese Prinzipien umfassen: (i) quantitative Erkenntnis des Wertes der Natur, (ii) Entwicklung von Prioritätsmodellen basierend auf ÖSL-Bewertungen, (iii) sensible Beteiligung von Interessensvertretern, (iv) Erleichterung von Informationszugang und Fortbildungsmöglichkeiten, und (v) Auswertung von langfristigen Auswirkungen von Maßnahmen auf ÖSL. Aufbauend auf diesen Prinzipien können Ontologien entwickelt werden. Ontologien gelten als ein vielversprechendes, zusammenführendes Werkzeug, das Informationen verbindet, die Beziehung zwischen den Informationen beschreibt und somit den Zugang zu Wissen erleichtert und zur Entwicklung von standardisierteren Ansätzen beiträgt. Durch die Vereinbarung von allgemein anerkannten Standards, welche einen Konsens über gute Praxis repräsentieren, wird das Mainstreaming von ÖSL- Informationen beschleunigt.
Author
Stefan Schmidt arbeitet am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, Leipzig. Der Forschungsschwerpunkt seiner Arbeit bezieht sich auf das Management und den Transfer von Wissen aus Informationsquellen zum Thema Ökosystemleistungen.
Kontakt: stefan.schmidt@ufz.de
Veröffentlichung
Schmidt S, Seppelt R. 2018. Information content of global ecosystem service databases and their suitability for decision advice. Ecosystem Services 32 22-40. doi: 10.1016/j.ecoser.2018.05.007