Ökosystemleistungen und deren Inwertsetzung in ländlichen Räumen – Weiterentwicklung der Empfehlungen von TEEB DE mit Akteuren in Deutschland

Vom 27. bis 30. Juni 2016 fand – an der Internationalen Naturschutzakademie Insel Vilm des Bundesamtes für Naturschutz – der Workshop „Ökosystemleistungen und deren Inwertsetzung in ländlichen Räumen – Weiterentwicklung der Empfehlungen von TEEB DE mit Akteuren in Deutschland“ statt.

Die Veranstaltung wurde im Auftrag des BfN u.a. von Mitgliedern des Netzwerkes mit organisiert und durchgeführt. So waren Ulrich Stöcker, Suleika Suntken von der DUH-Umweltschutz-Service GmbH, Prof. Dr. Bettina Matzdorf (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung ZALF) sowie Prof. Dr. Bernd Hansjürgens vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ im Organisationsteam.

Die Teilnehmer waren Vertreterinnen und Vertreter aus direkt oder indirekt mit dem Naturschutz befassten Bundes- und Landesministerien, nachgeordneten Behörden, Naturschutzverbänden und -initiativen, aber auch der Land- und Forstwirtschaft, des Gewässerschutzes bis hin zu Umweltplanerinnen und Umweltwissenschaftlern.

Hintergrund und Ziele

Das Vorhaben Naturkapital Deutschland – TEEB DE ist der deutsche Beitrag zum internationalen TEEB-Prozess. Ziel dieses von 2012 bis 2017 laufenden Projekts ist es, die Leistungen der Natur für die Gesellschaft (Ökosystemleistungen) sowie ihre gesellschaftliche Bedeutung („Bewertung“) aufzuzeigen und ihre Integration in private und öffentliche Entscheidungen auf allen Ebenen („Inwertsetzung“) zu fördern. Im Verlaufe des Naturkapital Deutschland-Projekts entstanden drei umfassende Berichte zu den Themen „Naturschutz und Klimapolitik – Synergien und Konflikte“, „Ökosystemleistungen in ländlichen Räumen“ und „Ökosystemleistungen in der Stadt“. Zum Abschluss des Vorhabens wird ein „Synthesebericht“ erstellt, der die Hauptergebnisse zusammenfassen soll.

Für die Umsetzung und weitere Verbreitung des TEEB-Ansatzes ist eine intensive und direkte Kommunikation mit und zwischen relevanten Akteuren notwendig. Dabei sind nicht nur Praxisvertreter aus dem Naturschutz anzusprechen, sondern insbesondere auch Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen jenseits des Naturschutzes, von denen erhebliche Wirkungen auf Landnutzung und Naturinanspruchnahme ausgehen, wie z.B. der Landwirtschaft. Dazu sollte der Workshop an der Internationalen Naturschutzakademie Insel Vilm einen Beitrag leisten.

Das Ziel des Workshops war es dementsprechend, Erkenntnisse zu Ökosystemleistungen und deren Inwertsetzung im Kontext ländlicher Räume zu vermitteln und mit den Akteuren zu diskutieren. Hierbei dienten die zwei Berichte “Naturkapital und Klimapolitik – Synergien und Konflikte” (2015) und „Ökosystemleistungen in ländlichen Räumen” (2016) als Grundlage.

Methoden und Vorgehen

Der Workshop bestand aus einer Mischung von Impulsvorträgen und anschließenden Diskussionen im Plenum, parallelen World Cafés sowie der Arbeit in Kleingruppen zu verschiedenen Themenbereichen.

Die Impulsvorträge dienten vor allem der Schaffung gemeinsamer Wissensgrundlagen und stellten zum Teil Handlungsempfehlungen aus Sicht der jeweiligen Experten zur Diskussion. Dazu wurden insgesamt sieben Vorträge zum TEEB-Ansatz, zur Ersten und Zweiten Säule der Europäischen Agrarpolitik, zum Problem der Stickstoffüberschüsse in der Landwirtschaft, zum Zusammenhang von Landnutzung und Hochwasserschutz sowie juristischen Implementierungsoptionen gehalten.

Die parallelen World Cafés wurden genutzt, um den Ökosystemleistungsansatz sowie seine Möglichkeiten und Grenzen zu reflektieren und auch hier ein gemeinsames Verständnis zu erarbeiten.

Der Schwerpunkt des Workshops lag in der Kleingruppenarbeit zur Herleitung und Umsetzung von TEEB-Handlungsempfehlungen in der Politik; hier wurden für die drei Schwerpunktbereiche Agrarumweltpolitik, Stickstoffeinträge und Hochwasserschutz Handlungsempfehlungen in Form von Instrumenten aus der Perspektive des TEEB-Ansatzes entwickelt. Diese Handlungsempfehlungen wurden jeweils einzeln diskutiert, priorisiert und einer Stärken-Schwäche-Analyse unterzogen. Dabei profitierte der Workshop in besonderer Weise davon, dass zahlreiche Teilnehmer, weil sie selbst aus Behörden und Landesstellen kommen, über umfangreiches Expertenwissen verfügen und sich so konstruktiv in die Diskussionen einbringen konnten.

 

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Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutieren in World Cafés während des Workshops.

 

Hintergrund und Ziele der Ergebnisse

Aus dem Spektrum von möglichen Handlungsempfehlungen wurde eine Auswahl durch die Teilnehmer getroffen, für die eine intensivere Diskussion und eine Analyse ihrer Stärken und Schwächen erfolgten.

Dabei stellte sich heraus, dass ÖSL als Kommunikationsmittel von themenübergreifender Relevanz ist und sich vor diesem Hintergrund eine Gruppe speziell damit auseinandersetzte, wie eine Professionalisierung der Kommunikation von ÖSL in der Praxis erreicht werden kann. Beispiele hierfür sind die Düngeverordnung, die nationale Stickstoffstrategie oder die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie im Sinne einer präventiven Hochwasserschutzmaßnahme. Außerdem wurde die Umsetzung von Pilotvorhaben zur Demonstration des ÖSL-Ansatzes für den Hochwasserschutz diskutiert, ebenso wie die Konzipierung von TEEB Studien auf Ebene der Bundesländer zur Entwicklung von Agrarumweltprogrammen.

Die diversen Debatten während des Workshops wurden vielfältig dokumentiert und werden nach ihrer Auswertung im BfN-Skript der Veranstaltung veröffentlicht.

 

Die Teilnehmer fanden die Diskussion sehr befruchtend:

„Das Konzept macht Fortschritte! Der schwierigste Teil – die Umsetzung in der Praxis – liegt noch vor uns.“

 „Ich habe aus der Veranstaltung ein besseres Verständnis für Ökosystemleistungen und gute und interessante Diskussionen mitgenommen.“

 „Ich fand den Methodenmix (Zuhören und Aktivitäten) und die Workshopgestaltung gut. Hat mich im Thema weitergebracht.“

 „Mir hat die breite Themenwahl und die Anwesenheit guter, kompetenter TeilnehmerInnen gefallen sowie die Konkretisierung des ÖSL-Ansatzes und die gute Herausarbeitung von konkreten Projektideen.“

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Workshop Ökosystemleistungen und deren Inwertsetzung in ländlichen Räumen

Die Praxisanwender erkennen im Ökosystemleistungskonzept einen lohnenswerten Ansatz, der sie in ihrer jeweiligen Arbeit bereichern kann. Sie sehen vor allem großen Bedarf in der Kommunikation und erkennen den ÖSL-Ansatz dabei als einen Mehrwert, um neue, zusätzliche Argumente für Naturschutz zu finden, neue Allianzen zu schmieden und dadurch die Akzeptanz des Konzeptes in der breiten Öffentlichkeit und unter den betroffenen Akteuren zu erhöhen. Jedoch bedarf es derzeit noch konkreter Praxistests für das Konzept, so dass verschiedene Pilotvorhaben mit unterschiedlichen Konstellationen für ÖSL notwendig sind und in Zukunft verstärkt gefördert werden sollen.

 

Bettina Matzdorf, AG Politik und Gesellschaft

Workshop Ökosystemleistungen und deren Inwertsetzung in ländlichen Räumen