Klaus Birkhofer

3. Dezember 2019

geschrieben in Alle Neuigkeiten, ESP-DE Blog

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Ökologisch zertifizierte Obstplantagen in Europa weisen oft eine höhere Biodiversität und ein höheres Niveau an Ökosystemleistungen im Vergleich zu konventionell bewirtschafteten Plantagen auf. Es ist jedoch nicht ausreichend verstanden, wie Bewirtschaftungsverfahren in ökologisch zertifizierten Obstplantagen biotische Gemeinschaften und Ökosystemfunktionen verändern. Die gleichzeitige Erbringung mehrerer Ökosystemleistungen (bspw. Nährstoffkreisläufe) und eine Reduktion nachteiliger Funktionen (bspw. Schädlingsbefall) ist von entscheidender Bedeutung für ökologische Obstbauern. Im ökologischen Landbau können natürliche regulatorische Prozesse nicht durch synthetische Produkte ersetzen können (bspw. Kunstdünger, chemische Pestizide).

Unsere Studie befasst sich mit einer der wichtigsten Beschränkungen für den ökologisch zertifizierten Obstbau in Südafrika: der Verfügbarkeit von Strategien zur Schädlingsbekämpfung und zum Nährstoffmanagement in Böden. In Feldversuchen wurde dazu die Auswirkung der Behandlung mit abgestorbenem organischem Mulch unter dem Kronenraum auf mehrere Biodiversitätskomponenten und Ökosystemfunktionen in Obstplantagen (Aprikose, Pflaume, Pfirsich und Quitte) am Westlichen Kap in Südafrika untersucht. Während der Studie konnten Wissenschaftler der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg mit Kollegen der Universitäten Lund, Stockholm und Uppsala (Schweden) und der Stellenbosch University und University of the Free State (Südafrika) gefördert durch die Ekahaga Stiftung zusammenarbeiten.

Das Mulchen konnte die Unkrautbedeckung nicht deutlich reduzieren und veränderte die taxonomische Zusammensetzung von Unkrautgemeinschaften nicht. Bodenorganismen wurden durch den Einsatz von Mulch stark beeinflusst: gemulchte Untersuchungsflächen hatten deutlich höhere Dichten von Collembola (Springschwänze) und phytophagen Nematoden und eine geringere mikrobielle Aktivität, sowie deutlich weniger Asseln. Ferner unterschied sich die Zusammensetzung der Gemeinschaften von Pflanzen, Mikroben und netzbauenden Spinnen deutlich zwischen ökologisch und konventionell bewirtschafteten Teilflächen. Basierend auf den Ergebnissen dieser Studie kann Mulchen mit totem organischen Material nicht als Bewirtschaftungsverfahren für ökologische Obstplantagen in dieser Region empfohlen werden. In diesem Zusammenhang muss aber beachtet werden, dass die Studie im Zeitraum einer historisch einmaligen Trockenheitsperiode durchgeführt wurde.

Die Ergebnisse der Studie zeigen wie wichtig die gemeinsame Berücksichtigung von Unkraut-Mikroben-Tier-Interaktionen bei der Entwicklung von Bewirtschaftungsverfahren in der ökologischen Landwirtschaft ist. Nur über die gemeinsame Betrachtung dieser komplexen Systeme können Bewirtschaftungsverfahren mit hohem Potential zur Erhöhung der natürlichen Schädlingskontrolle und Nährstoffverfügbarkeit entwickelt werden und gleichzeitig negative Konsequenzen vermieden werden.

Veröffentlichung (open access):

Birkhofer, K., Addison, M.F., Arvidsson, F., Bazelet, C., Bengtsson, J., Booysen, R., Conlong, D., Haddad, C., Janion-Scheepers, C., Kapp, C., Lindborg, R., Louw, S., Malan, A.P., Storey, S.G., Swart, W.J., Addison, P., 2019. Effects of Ground Cover Management on Biotic Communities, Ecosystem Services and Disservices in Organic Deciduous Fruit Orchards in South Africa. Front. Sustain. Food Syst. 3, 107. https://doi.org/10.3389/fsufs.2019.00107

Die Förderung von Ökosystemleistungen in ökologisch bewirtschafteten Obstplantagen in Südafrika

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