Urbane Ökosystemleistungen tragen zur Kompensation von negativen Effekten in Städten bei. Zum Beispiel filtern Bäume die Luft, was zu einer verbesserten Luftqualität führt. Wo aber werden verschiedene Ökosystemleistungen in Städten bereitgestellt? Sind sie gleichmäßig in einer Stadt verteilt? Die räumliche Erfassung von Ökosystemleistungen ist wichtig, um die derzeitige Bereitstellung von Ökosystemleistungen zu verbessern und die zukünftige Raumplanung danach auszurichten. Die Einschätzung von Landnutzungstypen ist dabei ein gutes Mittel, die Bereitstellung der Ökosystemleistungen zu bewerten. Jedoch sind Landnutzungstypen im städtischen Raum oft stark vom menschlichen Einfluss geprägt, was auch Einfluss auf die Bereitstellung der Ökosystemleistungen hat. Damit ist es wichtig, die Flächen nach dem Grad des menschlichen Einflusses (Hemerobie) zu differenzieren. Am Beispiel der Stadt Halle (Saale) haben wir einen differenzierten Bewertungsansatz verwendet, der den Katalog der Biotop- und Nutzungstypen des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, die Hemerobie und die Zugänglichkeit von Freiflächen nutzt. Als urbane Ökosystemleistungen wurden die globale und lokale Klimaregulierung, Luftreinhaltung, Wasserkreislaufregulierung, Nahrungsmittelproduktion (v.a. durch Agrarflächen und Gärten), Naturerfahrung und Freizeitaktivitäten untersucht. In Potenzialkarten (Abbildung 1) wurde ihre räumliche Verteilung in der Stadt Halle aufgezeigt.
Die Ergebnisse konnten zeigen, dass die Innenstadt von Halle eine geringe Kapazität für regulierende Ökosystemleistungen und so gut wie keine Kapazität zur Bereitstellung von Nahrung, Naturerfahrung und Freizeitaktivitäten hat, was mit dem Mangel an zugänglichen Grünflächen und das Fehlen von landwirtschaftlichen Flächen zu tun hat. Die Saale-Elster-Auen, Saale-Elster-Wiesen und die Dölauer Heide haben eine hohe Kapazität zur Bereitstellung von Naturerfahrungen und regulierenden Ökosystemleistungen. Hohe Kapazitäten für Freizeitaktivitäten und mittlere Kapazitäten für Naturerfahrungen befinden sich in der Neustadt im Westen von Halle sowie im südlichen Stadtteil. Dies liegt unter anderem an den Gebäudetypen in diesen Bezirken, die es ermöglichen, die Grün- und Freiflächen dieser Wohngebiete zu nutzen oder zu durchqueren. Da das Umland im Norden und Westen von Halle von Acker dominiert wird, weist es hohe Potenziale zur Nahrungsmittelproduktion auf, aber hat nur mittlere Potenziale zur Bereitstellung der regulierenden Ökosystemdienstleistungen.
Der Ansatz kann helfen, Defizite sowie Anforderungen und Bedürfnisse an öffentliche Grün- und Freiflächen differenzierter zu erfassen und damit Akteure besser in der Stadtplanung zu unterstützen.
Ansprechpartner:
Christine Fürst und Janina Kleemann, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Abteilung Nachhaltige Landschaftsentwicklung
Publikation:
Arnold, J., Kleemann, J., Fürst, C. (2018): A Differentiated Spatial Assessment of Urban Ecosystem Services Based on Land Use Data in Halle, Germany. Land 7(3), 101. https://doi.org/10.3390/land7030101