Leena Karrasch

20. Juni 2019

geschrieben in Alle Neuigkeiten, ESP-DE Blog

Schlagwörter:             

Landschaften erbringen eine Vielzahl von Ökosystemleistungen, die je nach Interessenslage unterschiedlich genutzt werden. Oft werden Ökosystemleistungen in räumlichen Planungsprozessen außer Acht gelassen. Jedoch können Strategien zur Klimaanpassung, unter Berücksichtigung von ökosystembasierten Managementansätzen, durch Beteiligung von Stakeholdern und der Operationalisierung des Konzepts der Ökosystemdienstleistungen profitieren.

In unserer Studie nutzen wir die Archetypenanalyse, um herauszufinden, wie Entscheidungsträger aus verschiedenen gesellschaftlichen Sektoren die Beziehungen zwischen Landnutzungselementen und Ökosystemleistungen wahrnehmen und bewerten. Archetypen werden im Kontext einer nachhaltigen Landbewirtschaftung häufig als wiederkehrende Muster von Landnutzungssystemen verstanden, die Umweltbedingungen mit Anforderungen der Gesellschaft verknüpfen. Die Archetypenanalyse stellt einen methodischen Ansatz dar, um solche wiederkehrenden Muster zusammen mit zugrundeliegenden Prozessen und Bedingungen zu verstehen und kann Entscheidungsträgern dabei helfen, ihre besondere Situation in einem breiten Kontext zu erkennen.

In unserer Studie definieren wir kognitive Archetypen als wiederkehrende Muster in der individuellen Wahrnehmung von sozial-ökologischer Beziehungen, die sich auf die Verhältnisse von Ökosystemleistungen zu Landnutzungselementen begründen. Auch wenn die Interessen, Wahrnehmungen und Bewertungen der befragten Entscheidungsträger als nicht deterministisch und selbstreflexiv angesehen werden können, sind sie ein wichtiges Instrument, um soziale und ökologische Systeme zu koppeln und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Kognitive Archetypen können verwendet werden, um die allgemeine Dynamik sozial-ökologischer Systeme zu verstehen und Informationen für das zukünftige Landnutzungsmanagement zu liefern.Basierend auf der Bewertung von den Verhältnissen zwischen Landnutzungselementen und Ökosystemleistungen und dem Vergleich der Bewertungen von zwölf verschiedenen Entscheidungsträgern haben wir drei kognitive Archetypen identifiziert. Zwei Archetypen beschreiben Übereinstimmungen in den Wahrnehmungsmustern, obgleich die beteiligten Entscheidungsträger unterschiedliche Landnutzungsinteressen und sektorale Ausrichtungen haben. Die Übereinstimmungen können monofunktional sein (Archetyp 1), wenn ein Landnutzungselement für die Erbringung einer bestimmten Ökosystemleistung relevant ist. Übereinstimmungen können auch auf Multifunktionalität hinweisen (Archetyp 2), wenn ein Landnutzungselement für mehrere Ökosystemleistungen relevant ist. Wenn jedoch bei den Teilnehmern kein Konsens über die Ökosystemleistungen bestimmter Landnutzungselemente erzielt wird (Archetyp 3), können Bewertungen inkonsistent oder sogar unmöglich werden. Solche hauptsächlich individuell begründeten Meinungsverschiedenheiten weisen auf die Notwendigkeit hin, ein gemeinsames Wissen und Verständnis der ökosystemaren Prozesse zu fördern, die insbesondere der Erbringung regulierender Dienstleistungen zugrunde liegen.Die Archetypen helfen dabei, Entscheidungsträgern zu zeigen, wo sektor-unabhängige Übereinstimmungen in der Bereitstellung und Nutzen von Ökosystemdienstleistungen bestehen, um Landschaftsplanung auf diese Bedürfnisse abzustimmen. Ein ökosystembasiertes Management und politisch relevante Muster für Landnutzungsoptionen können so ausgearbeitet werden. Meinungsverschiedenheiten ermöglichen zudem, Lücken zu identifizieren und Informationen über Ökosystemleistungen zu kommunizieren, um Kompromisse für eine nachhaltige Landnutzung zu finden.

Die Archetypanalysen umfasst zwei Phasen, die Erhebungs- und die Diagnosephase. Diese Untersuchung befasst sich mit der ersten Phase, die die Auswahl von Fällen und die Identifizierung von Archetypen umfasst. Jeder Stakeholder wird als Einzelfall betrachtet und bewertet die Zuordnung von Landnutzungselementen und Ökosystemleistungen nach eigenen Vorstellungen. Um eine Reihe von Archetypen zu definieren, wurden diese Fälle mit ihren Attributen (Landnutzungselemente-Ökosystemleistungen) analysiert und verglichen. Die resultierenden sektorübergreifenden Bewertungsmuster bilden die Grundlage für die spätere Identifizierung kognitiver Archetypen. In der zweiten Phase der Archetypanalyse (Diagnosephase) können diese Archetypen als Bausteine verwendet werden, um ökosystembasierte und klimaanpassungsfähige Landmanagementoptionen für weitere Planungsprozesse zu entwickeln.

 

Literatur:

Karrasch, L., Klenke, T., & Kleyer, M. (2019). Land-use elements and attributed ecosystem services: an archetype approach to land-use evaluation at the German North Sea coast. Ecology and Society, 24(2). https://www.ecologyandsociety.org/vol24/iss2/art13/

Kognitive Archetypenanalyse: Eine partizipative Bewertung des Zusammenhangs von Landnutzung und Ökosystemleistungen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte, dass Kommentare gemäß unseren Richtlinien für Kommentare moderiert werden.
Ich habe die Bedingungen der Datenschutzerklärung gelesen und stimme zu *