Carolin Biedermann

26. März 2019

geschrieben in Alle Neuigkeiten, ESP-DE Blog

Payments for Ecosystem Services (PES) sind ein in den letzten Jahren viel diskutiertes Instrument zur Minderung des Verlustes von Ökosystemleistungen und Biodiversität. In unserem Beitrag für den „Atlas of Ecosystem Services“ stellen wir anhand konkreter Beispiele vor, wie unterschiedlich solche Zahlungsmechanismen ausgestaltet sein können und welche Chancen aber auch Herausforderungen bei ihrer Umsetzung bestehen.

Kernelement eines PES ist die Bereitstellung positiver finanzieller Anreize, die Landnutzer dazu bewegen sollen genau definierte Ökosystemleistungen bereitzustellen oder Maßnahmen umzusetzen, von denen angenommen wird, dass sie zu diesen definierten Leistungen führen. Landnutzer werden also dafür bezahlt, dass sie zulässige negative Auswirkungen auf Ökosystemleistungen verringern bzw. durch ihr Handeln Ökosystemleistungen und Biodiversität erhalten oder wiederherstellen. Dabei spielen nicht nur Aspekte wie Zusätzlichkeit, Effektivität und Effizienz eine wichtige Rolle, sondern auch der sozial-ökologische Kontext und damit verschiedene Fragen der sozialen Gerechtigkeit.

Eine Schlüsselrolle für erfolgreiche PES spielen staatliche Akteure. Einerseits können sie durch gesetzliche Vorgaben und das Festlegen von Umweltstandards großen Einfluss auf Angebot und Nachfrage nehmen und damit bestimmen, ob die verschiedenen Akteure freiwillig an einem PES teilnehmen. Andererseits können sie, stellvertretend für die gesellschaftliche Nachfrage, als Finanzier auftreten. Je nachdem, ob und welche dieser Handlungsoptionen von staatlichen Akteuren genutzt werden, lassen sich in der Praxis vier verschiedene Arten von PES beobachten (siehe Abbildung), deren Grenzen jedoch nicht trennscharf sind.

Einteilung in vier Typen von PES (Nachdruck aus Matzdorf et al. (2014) mit Genehmigung; adaptiert aus Matzdorf et al. (2013))

Im PES des ersten Typs sind private Geldgeber ohne regulativen Druck bereit, freiwillig agierende Landnutzer für die erbrachten Ökosystemleistungen zu honorieren, sei es aus altruistischen Motiven oder weil sie unmittelbarer Nutznießer dieser Leistungen sind. Der Staat schafft nur die allgemeinen rechtlichen Rahmenbedingungen. Ein Beispiel für diesen Typ sind die sogenannten MoorFutures aus Deutschland: Unternehmen und Privatpersonen können durch den Kauf dieser Zertifikate freiwillig ihre CO2-Emissionen ausgleichen; generiert werden sie durch die Wiedervernässung von Mooren. Seit 2011 werden MoorFutures mit wachsendem Erfolg in nunmehr drei norddeutschen Bundesländern angeboten.

Das Florida Ranchlands Environmental Services Project, kurz FRESP, aus den USA ist ein Beispiel für die zweite Art von PES, bei der staatliche Stellen die Bereitstellung der Ökosystemleistungen stellvertretend für eine diffuse soziale Nachfrage finanzieren. FRESP wurde durch Umweltverbände und Landnutzer initiiert und als innovatives Pilotprojekt für effektives Wassermanagement auf landwirtschaftlichen Flächen durch Bundes- und Landesmittel finanziert. Nach seiner erfolgreichen Umsetzung in Modellbetrieben wurde es in ein staatliches PES überführt, das die teilnehmenden Landnutzer über ein Ausschreibungsverfahren auswählt und ergebnisorientiert bezahlt.

Bei PES des dritten Typs wird die Nachfrage durch Gesetze ausgelöst, wie im Medford Water Quality Trading Program aus Oregon, USA. Um die behördlich festgelegten thermischen Grenzwerte für eingeleitetes Abwasser einzuhalten, finanziert die Wasseraufbereitungsanlage in Medford Renaturierungsprojekte am Ufer des Rogue River. Die Maßnahmen zur stärkeren Beschattung des Flusses durch einheimische Baumarten und damit die Minderung der Wassererwärmung durch Sonneneinstrahlung generieren Zertifikate, deren Kauf für den Betrieb letztlich preiswerter war, als die Umsetzung technischer Lösungen. Gleichzeitig ergeben sich durch das Programm vielfältige positive Nebeneffekte ökologischer und sozialer Art.

Programme in unserem vierten Quadranten, bei denen der Staat Aktivitäten mit negativen Auswirkungen auf Ökosystemleistungen und Biodiversität verbietet, gleichzeitig aber die dadurch erzwungenen Beschränkungen der Nutzung finanziell ausgleicht, werden typischerweise nicht als PES bezeichnet. Jedoch weisen einige der als typisch geltenden PES-Beispiele in der Literatur ganz oder in Teilen diese Charakteristika auf. Auch bei dem National Payments for Forest Ecosystem Services Programme, kurz PFES, aus Vietnam werden die Landnutzer nicht für die quantifizierte Bereitstellung von Ökosystemleistungen honoriert. Vielmehr erhalten sie für die Überwachung der landesgesetzlichen Beschränkungen der Waldnutzung, etwa in Form von Kontrollgängen durch den Wald, eine Ausgleichszahlung. Finanziert wird das Programm wiederum durch Unternehmen, die von den Ökosystemleistungen gesunder Wälder profitieren und zu einer entsprechenden Zahlung verpflichtet werden. Damit weist das PFES sowohl steuerähnliche Elemente auf Finanzierungseite als auch subventionsähnliche Elemente auf der Seite der Anbieter.

Diese und andere von uns analysierten erfolgreichen Beispiele zeigen, dass sich mittels PES das Verhalten von Landnutzern in komplexen sozial-ökologischen Systemen positiv beeinflussen lässt. Allerdings funktionieren PES nur in Kombination mit anderen politischen Instrumenten. Ein kluger Policy-Mix ist für das Risikomanagement von Ökosystemleistungen sehr wichtig. Gleichzeitig sind kontext-spezifische PES oft durch komplexe Konstellationen der beteiligten Akteure gekennzeichnet. Deshalb sollte die Schlüsselrolle, die regional tätigen Intermediären als Initiatoren, Vermittlern oder auch Trägern von PES einnehmen, stärker anerkannt und gezielt unterstützt werden. Ebenso sollte die Entwicklung von innovativen, ergebnisorientierten PES gezielt gefördert werden. Dies setzt wiederum Fortschritte bei der Kartierung und Quantifizierung von Ökosystemleistungen voraus.

Weitere Literatur:

Matzdorf et al. (2014): Was kostet die Welt? Payments for Ecosystem Services in der Praxis. Erfolgreiche PES-Beispiele aus Deutschland, Großbritannien und den USA. Oekom Verlag, München.

Matzdorf et al. (2014): Paying for Green? Payments for Ecosystem Services in Practice – Successful examples of PES from Germany, the United Kingdom and the United States. Unter: http://civiland-zalf.org/download/PayingforGreen_PESinpractice.pdf

Matzdorf, B.; Sattler, C.; Engel, S. (2013): Institutional frameworks and governance structures of PES schemes.  Forest Policy Econ., 37:57–64.

Loft, L., Le, N.D., Pham, T.T., Yang, A.L., Tjajadi, J.S., Wong, G.Y., (2017) Whose equity matters? National to local equity perceptions in Vietnam’s Payments for Forest Ecosystem Services scheme. Ecological Economics 135: 164-175.

Publikation:

Bettina Matzdorf, Carolin Biedermann, and Lasse Loft, 2019: Payments for Ecosystem Services: Private and Public Funding to Avoid Risks to Ecosystem Services. In: Atlas of Ecosystem Services, Matthias Schröter, Aletta Bonn, Stefan Klotz, Ralf Seppelt, Cornelia Baessler (Editors)

Payments for Ecosystem Services (PES): Private und staatliche Zahlungen für die Vermeidung von Risiken für Ökosystemleistungen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte, dass Kommentare gemäß unseren Richtlinien für Kommentare moderiert werden.
Ich habe die Bedingungen der Datenschutzerklärung gelesen und stimme zu *