Im Rahmen des Projekts AlpES sollen mehrere Ökosystemleistungen für den gesamten Alpenraum kartiert werden, u.a. auch die Erholungsleistung, da Berggebiete eine Vielzahl von Möglichkeiten zur aktiven Freizeitgestaltung bieten wie Wandern, Mountainbiken, Klettern oder Skifahren. Kulturelle Ökosystemleistungen hängen jedoch stark von der menschlichen Wahrnehmung und Präferenzen ab und sind selten direkt an ökologische Prozesse gekoppelt. Daher bleibt deren Kartierung immer noch eine Herausforderung. Um die verschiedenen Aspekte von Ökosystemleistungen quantitativ zu erfassen und zu kartieren, wurden daher in dieser Studie verschiedene Methoden angewendet. Die Kartierung des Angebots (supply) beruht auf verschiedenen Landschaftsindikatoren wie Natürlichkeit, Relief, Landschaftsvielfalt, wobei unzugängliche Gebiete ausgeschlossen wurden. Bei der Kartierung des Bedarfs (demand) wurden Bevölkerungsdaten und Nächtigungsdaten auf Gemeindeebene verwendet, während die Kartierung des Nutzungsniveaus (flow) auf georeferenzierten Fotos aus der Flickr-Datenbank basiert.
Besonders Berggebiete bieten hohes Erholungspotenzial, während der Bedarf für Freizeitaktivitäten sich auf die urbanen Räume um die Alpen herum konzentriert (Abb. 2). Ein hohes Nutzungsniveau tritt vor allem in einigen Bergregionen (z.B. Walliser Alpen, Berner Oberland, Bayrische Alpen, Karwendel, Dolomiten), um große Seen herum (z.B. Genfer See, Comer See, Gardasee), in Landschaften in der Nähe von Großstädten (z.B. Zürich, Mailand, München, Wien), sowie entlang der Mittelmeerküste in Frankreich und Italien auf. Dabei gibt es große saisonale Unterschiede. Typische Touristenziele in Berggebieten werden meist nur während der Sommer- und/oder Wintersaison frequentiert, während besonders die großen Seen in der Nähe von Großstädten das ganze Jahr über genutzt werden.
Die Ergebnisse von einer Clusteranalyse in Kombination mit geographisch gewichteten Regressionsmodellen geben wichtige Hinweise für die Landschaftsplanung. Eine gute touristische Infrastruktur (Wanderwege, Bergbahnen, etc.) sowie die Nähe zu Seen und große Reliefunterschiede haben einen positiven Einfluss auf Besucherzahlen. Eine Übernutzung kann in diesen Gebieten aber auch negative Auswirkungen auf die Erholungsleistung selbst sowie auf Tiere und Pflanzen haben, wenn die Besucherströme nicht entsprechend gelenkt werden. Unzugänglichere Gebiete, die aber oft ein sehr hohes Erholungspotenzial bieten, werden hingegen eher selten frequentiert und könnten in manchen Fällen durch verstärktes Marketing belebt werden, was sich positiv auf die sozioökonomische Entwicklung der Gemeinden auswirken kann.
Autorin
Uta Schirpke arbeitet am Institut für Ökologie der Universität Innsbruck und beim Institut für Alpine Umwelt an der EURAC in Bozen (Italien) mit Forschungsschwerpunkt Ökosystemleistungen. Sie konzentriert sich auf die Modellierung und Analyse von räumlichen und zeitlichen Entwicklungen von Ökosystemen und Ökosystemleistungen.
Kontakt: uta.schirpke@eurac.edu
Veröffentlichung
Schirpke, U., Meisch, C., Marsoner, T., & Tappeiner, U. (2017). Revealing spatial and temporal patterns of outdoor recreation in the European Alps and their surroundings. Ecosystem Services. http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S221204161730270X
Weitere Informationen
Projekt AlpES (Alpine Ecosystem Services – mapping, maintenance, management) http://www.alpine-space.eu/projects/alpes/en/home