Barbara Schröter

16. April 2018

geschrieben in Alle Neuigkeiten, ESP-DE Blog

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Zahlungen für Ökosystemleistungen (oder kurz PES, als Kürzel des englischen Ausdrucks Payments for Ecosystem Services) sind Politikinstrumente, bzw. ökonomische Anreizinstrumente. „Landnutzer erhalten eine Zahlung, um die negativen Auswirkungen auf ÖSL zu vermindern oder durch ihr Handeln Ökosystemleistungen und Biodiversität zu erhalten oder wiederherzustellen (Matzdorf 2014).“ PES bieten somit Möglichkeiten, Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen, ökologische und gesellschaftliche Ziele zusammenzubringen und sowohl Ökosysteme zu schützen als auch soziale Bedingungen zu verbessern (beispielsweise durch finanziellen Zuverdienst). Allerdings werden sie oft als „von oben“, von Politik verordnet, empfunden, vorbei an der Realität, ungerecht im Prozess und in der Verteilung, und ohne die Beteiligung aller involvierten Interessensgruppen. Bei solch schlechtem Image wird auch die Umsetzung schwierig.

Was kann man also tun, um das Design von PES und ihre Umsetzung zu verbessern? Wie kann man die betroffenen Interessensgruppen beteiligen und mitnehmen? Wie können Strukturen transparent gemacht werden? Wie kann für Gerechtigkeit gesorgt werden?

Eine Kernaufgabe ist die Schaffung von Transparenz, indem man das soziale Netzwerk sichtbar macht, das hinter dem PES steht. Dazu wird eine Soziale Netzwerkanalyse durchgeführt, eine Methode, mit der Akteure und ihre Beziehungen (z.B. Geldflüsse oder die Weitergabe von Informationen) zueinander, sichtbar gemacht werden.

Ein Werkzeug zur Erhebung der Daten über das Netzwerk ist das sogenannte Net-Map Instrument. Das Besondere daran ist, dass erste Ergebnisse bereits während der Datenerhebung, beispielsweise während eines qualitativen Interviews, sichtbar sind, da das Netzwerk zusammen mit den Interviewpartnern gezeichnet wird. Dadurch machen sich die Interviewten mehr Gedanken und stoßen Lernprozesse an, und die Ergebnisse können bereits diskutiert werden. Zum Beispiel kann man gemeinsam überlegen, welche Akteure man noch einbeziehen müsste, oder welche Verbindungen geändert werden müssen, um das PES zu verbessern. Wissen wird also gemeinsam von Wissenschaftlern und Leuten aus der Praxis produziert.

Net-Map Interview. Foto: Barbara Schröter

Die im Interview gewonnenen, sozialwissenschaftlichen Daten können gut in partizipativen Planungsprozessen, z.B. im Rahmen von Workshops, eingesetzt werden. Wir haben das an einem PES Beispiel in Costa Rica untersucht und die Methode in drei verschiedenen, regionalen Workshops verwendet.

Wiederaufforstungsprojekt von Mangroven in Osa, Costa Rica. Foto: Barbara Schröter

Zum einen wurden dadurch ein gemeinsames Verständnis des PES deutlich, Machtbeziehungen und Finanzierungsmechanismen transparent und durch die Identifizierung zusätzlicher Akteure und fehlender Beziehungen konnte das PES weiterentwickelt oder an die jeweilige regionale Umwelt angepasst werden.  Zum anderen hatten die lokalen Akteure die Chance, Ihr Wissen auszutauschen und gemeinsam neue Ideen für ähnliche Projekte zu entwickeln, was Ihnen langfristig die Möglichkeit zur Selbstorganisation und Empowerment gibt.

Zusammengefasst ist die Soziale Netzwerkanalyse mit Net-Map ein geeignetes Werkzeug für partizipative Planungsprozesse, für die gemeinsame Wissensgenerierung und das soziale Lernen. All dies ist wichtig, um lokal angepasste PES umzusetzen, die von allen Beteiligten mitgetragen werden. Der Mehrwert besteht vor allem in der Transparenz von Prozessen durch den Austausch von Wissen, was dabei hilft, die Interessen und Werte der Akteure auszubalancieren. Dadurch können Gerechtigkeitsaspekte von PES verbessert und lokale Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber Umweltschutz berücksichtigt werden.

Verwendung des Net-Map Tools in Workshops in Costa Rica. Foto: Barbara Schröter

Bisher konnten wir die Methode nur als Momentaufnahme eines bereits bestehenden PES nutzen. Somit mussten die darin gegebenen Machtverhältnisse akzeptiert werden – sie konnten nur noch transparent gemacht werden. Für die zukünftige Forschung oder Entwicklung von PES-Projekten empfehlen wir, von Beginn an eine Soziale Netzwerkanalyse durchzuführen, um Akteure ein- oder auszuschließen und Beziehungen zwischen ihnen diskutieren zu können.

Die Untersuchung fand im Rahmen des EU FP7 Projektes CiVi.net unter der Fördernummer  282750 statt, das die Fähigkeit zivilgesellschaftlicher Organisationen und ihrer Netzwerke im kommunalen Umweltmanagement untersuchte (weitere Informationen dazu unter www.civinet.eu). Das CiVi.net-Projekt beschäftigte sich mit der Frage, wie die Umwelt geschützt und der Zugang aller zu ihren Ressourcen konfliktfrei geregelt werden kann.

Referenz:

Matzdorf, B., Biedermann, C., Meyer, C., Nicolaus, K., Sattler, C., Schomers, S. 2014. Paying for Green? Payments for Ecosystem Services in Practice. Successful examples of PES from Germany, the United Kingdom and the United States, Müncheberg.

Veröffentlichung:

Schröter, B., et al. Bringing transparency into the process: Social network analysis as a tool to support the participatory design and implementation process of Payments for Ecosystem Services. Ecosystem Services (2018), https://doi.org/10.1016/j.ecoser.2018.03.007

Schaffung von Transparenz in PES Projekten durch Soziale Netzwerkanalyse

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