Pflanzen und Tiere sind auf vielfältige Weise mit der menschlichen Kultur verflochten und können soziale und politische Einstellungen als auch gesellschaftliche Werte darstellen. Sie tragen dazu bei, die Gefühle, Erfahrungen, Gedanken, Werte und kulturelle Identität zu prägen, was sich in Kunst, Literatur und Sprache, Mythologie und Religion, Musik, Politik und bei weltweiten Veranstaltungen widerspiegelt. Pflanzen und Tiere können von symbolischer Bedeutung für einen bestimmten Ort sein und aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen einen Teil der kulturellen Identität und Erbe auf lokaler, regionaler oder nationaler Ebene repräsentieren und sind für Menschen von anderen Orten erkennbar. Beispielsweise wird das Edelweiß stark mit den Alpen assoziiert (Abb. 1) und dazu genutzt, Reiseziele in den Alpen zu vermarkten. Es tritt auch in alpiner Folklore auf und Produkte oder Hotels sind nach dem Edelweiß benannt.
Obwohl symbolische Werte als kulturelle Ökosystemleistung z.B. in CICES angeführt werden, gibt es bisher wenige Studien dazu. Wir haben daher am Beispiel der Alpen die räumliche Verteilung von ausgewählten symbolischen Arten berechnet und zu einem Index zusammengefasst. Mithilfe von zehn Expertengruppen aus verschiedenen Alpenregionen konnten 10 Arten identifiziert werden, die für die gesamten Alpen weitgehend symbolisch sind. Dazu zählen die Blumen Edelweiß, Enzian und Alpenrose, sowie die Lärche und verschiedene Kiefernarten. Bei den Wildtieren wurden Steinbock, Gämse, Murmeltier, Adler und Bär ausgewählt. Wir haben für diese Pflanzen und Tiere verschiedene Beispiele von symbolischer Nutzung zusammengetragen; z.B. werden sie auf Flaggen und Embleme, Münzen, und Logos abgebildet als auch für die Namensgebung von Hotels, Restaurants, Vereinen oder Unternehmen verwendet. Die räumliche Verteilung der Arten konzentriert sich auf die hohen Berggruppen entlang der Grenze zwischen Frankreich und Italien, Graubünden in der Schweiz und die italienischen Provinzen Trentino, Südtirol und Belluno (Abb.2).
Diese Studie trägt methodisch zur Kartierung und Analyse von symbolischen Arten als kulturelle Ökosystemleistung bei und gibt interessante Einblicke in die Bedeutung dieser Arten im Alpenraum, die für die Landschaftsplanung eine wichtige Grundlage bilden können. Gleichzeitig wird auch eine Reihe von offenen Fragen aufgeworfen, beispielsweise ob die Erhaltung der Arten auch den symbolischen Wert erhalten kann oder ob ein Zusammenhang zwischen der räumlichen Verbreitung der Arten und dem Nutzen besteht.
Autorin
Uta Schirpke arbeitet am Institut für Ökologie der Universität Innsbruck und beim Institut für Alpine Umwelt an der EURAC in Bozen (Italien) mit Forschungsschwerpunkt Ökosystemleistungen. Sie konzentriert sich auf die Modellierung und Analyse von räumlichen und zeitlichen Entwicklungen von Ökosystemen und Ökosystemleistungen.
Kontakt: uta.schirpke@eurac.edu
Veröffentlichung
Schirpke, U., Meisch, C. & Tappeiner, U. (2018). Symbolic species as a cultural ecosystem service in the European Alps: insights and open issues. Landscape Ecology. https://doi.org/10.1007/s10980-018-0628-x
Weitere Informationen
Projekt AlpES (Alpine Ecosystem Services – mapping, maintenance, management) http://www.alpine-space.eu/projects/alpes/en/home