Lena Schaller

3. April 2018

geschrieben in Alle Neuigkeiten, ESP-DE Blog

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Die ländlichen Regionen Europas sehen sich vor große Herausforderungen gestellt. Vor allem der Landwirtschaftssektor hat sich stark gewandelt:Veränderungen in der Agrarpolitik, der technische Fortschritt und die fortschreitende Mechanisierung, sowie der Einfluss der Märkte auf die Produktion und der damit einhergehende Fokus auf Produktionseffizienz haben zum Verlust an landwirtschaftlichen Arbeitsplätzen, zum Rückgang der Preise für Agrarrohstoffe und nicht zuletzt zur generellen Verstärkung der sozioökonomischen Unterschiede zwischen den ländlichen Regionen Europas geführt. Der Wandel des Agrarsektors und die vergleichsweise langsamere Entwicklung anderer Sektoren der ländlichen Wirtschaft haben in vielen Regionen dazu geführt, dass Investitionen zurückgehen, dass Infrastrukturmaßnahmen ausbleiben und dass Teile der ländlichen Bevölkerung abwandern. Vor diesem Hintergrund ist in den letzten Jahren das Interesse an der Frage gestiegen, wie die Wettbewerbsfähigkeit der ländlichen Regionen in Europa gestärkt werden kann und inwieweit die Landwirtschaft zu diesem Prozess beiträgt. Insbesondere diskutiert werden dabei die Konzepte der Multifunktionalität der Landwirtschaft und die Bereitstellung von landwirtschaftlichen Ökosystemleistungen. Beide Konzepte legen nahe, dass in Agrarlandschaften nicht nur landwirtschaftliche Produkte, sondern auch eine breite Palette öffentlicher Dienstleistungen bereitgestellt werden, die wichtige, sozioökonomischen Ressourcen darstellen, die die Wettbewerbsfähigkeit ländlicher Regionen durchaus beeinflussen können.

(c) L. Schaller (2018)

In unserer Studie werden Ursache-Wirkungs-Ketten zwischen Agrarlandschaften und der regionalen Wettbewerbsfähigkeit erfasst und bewertet. Wir verwenden dazu einen ‚Analytischen Netzwerkprozess‘, mit dem wir den Einfluss unterschiedlicher Akteure der ländlichen Wirtschaft auf die Bereitstellung von Ökosystemleistungen, sowie den Einfluss dieser Leistungen auf die regionale Wettbewerbsfähigkeit untersuchen. Die Untersuchungen fanden in neun europäischen Regionen statt. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die landwirtschaftliche Tätigkeit in vielen ländlichen Regionen als wichtiger Motor für die Wettbewerbsfähigkeit wahrgenommen wird. Dies zeigt sich nicht nur in ausgeprägten Agrarregionen mit intensiven Produktionssystemen unter günstigen landwirtschaftlichen Bedingungen, sondern auch in abgelegeneren Regionen, in denen die Inwertsetzung öffentlicher Ökosystemleistungen durch zum Beispiel den Tourismus, oder auch den Handel schwierig ist. Auf der anderen Seite zeigt unsere Studie, dass in einigen Regionen die Bereitstellung öffentlicher Ökosystemleistungen in gleichem Maße oder sogar stärker zur Wettbewerbsfähigkeit beiträgt, als die landwirtschaftliche Produktion. Dies stellt sich vor allem in Regionen heraus, in denen die Agrarlandschaft sehr vielfältig und “multifunktional” ist, und wo die gebotenen Landschaftspotenziale von einer größeren Bandbreite von Wirtschaftsakteuren genutzt werden.

Unsere Studie erfolgte im Rahmen des EU FP7 Projekts CLAIM unter der Fördernummer 289578 (www.claimproject.eu). Die Studie entstand aus einer Zusammenarbeit von insgesamt 20 Wissenschaftlern aus 10 europäischen, wissenschaftlichen Einrichtungen.

Veröffentlichung

Schaller, L., Targetti, S., Villanueva, A.J., Zasada, I., Kantelhardt, J., Arriaza, M., Bal, T., Bossi Fedrigotti, V., Giray H., Häfne, K.,  Edward Majewski, E., Malak-Rawlikowska, A., Nikolov, D., Paoli J-C., Piorr, A., Rodríguez-Entrena, M., Ungaro, F.,  Verburg, P.H., van Zanten, B., Viaggi, D. (2018). Agricultural landscape, ecosystem services and regional competitiveness – Assessing drivers and mechanisms in 9 European case study areas. LANDUSE POLICY. Available online.  https://doi.org/10.1016/j.landusepol.2018.03.001

Agrarlandschaften, Ökosystemleistungen und regionale Wettbewerbsfähigkeit – eine Untersuchung der Zusammenhänge in neun europäischen Regionen

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