Im Rahmen eines Studenten-Projekts an der Universität Oldenburg führten wir eine monetäre Bewertung der Ökosystemleistungen der Dünenlandschaft auf der ostfriesischen Insel Langeoog mittels einer Zahlungsbereitschaftsanalyse durch. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Zahlungsbereitschaft über dem notwendigen Finanzierungsbedarf liegt.
Die 20,3 km langen Langeooger Schutzdünen stellen im Wesentlichen drei Ökosystemleistungen bereit. Als Regulierungsleistung ist der natürliche Schutz der Küste vor Sturmfluten und Erosion zu nennen, wodurch der Bestand der Insel gesichert wird. Außerdem bieten die Dünen für verschiedene Tier- und Pflanzenarten Lebensraum (Habitat für Flora und Fauna) und mit ihrem besonderen Landschaftsbild stellen sie für die 1.750 Inselbewohner sowie die jährlichen 144.172 Tages- und 213.741 Übernachtungsgäste (im Jahr 2015) einen bedeutenden Erholungsraum (kulturelle Leistung) dar. Das Land Niedersachsen muss für den Erhalt der Dünen, welche insbesondere durch Sturmfluten regelmäßig beschädigt werden, hohe Summen öffentlicher Gelder aufwenden. Die Investitionen lagen zwischen 2005 und 2015 im Durchschnitt bei 1.164.546 € jährlich. Mit unserer Untersuchung wollten wir herausfinden, inwieweit bzw. ob solche Investitionen überhaupt gesellschaftlich erwünscht sind. Im Dezember 2016 führten wir 78 Interviews auf der Insel Langeoog durch, um so die Zahlungsbereitschaft von Inselbewohnern und Gästen zu ermitteln.
Die Befragten sollten die drei beschriebenen Ökosystemleistungen ihrer Wichtigkeit nach in eine Reihenfolge bringen. Unabhängig vom Wohnort der Interviewten zeigt sich hier ein einheitliches Meinungsbild. Wie Abbildung 1 zeigt, wird der natürliche Küstenschutz als die mit Abstand wichtigste Funktion eingeordnet, gefolgt von Habitat für Flora und Fauna und als deutlich unwichtigste Funktion wird Landschaftsbild/ Erholung bewertet.
Die Frage, ob eine grundsätzliche Zahlungsbereitschaft für den Erhalt der Langeooger Dünenlandschaft besteht, bejahten rund zwei Drittel. Allerdings hat dieses Ergebnis nur geringe Aussagekraft, da viele Befragte – Personen, die die Frage bejahten oder verneinten gleichermaßen – Verständnisprobleme mit dem Begriff der „grundsätzlichen Zahlungsbereitschaft“ hatten und außerdem irrtümlicher Weise davon ausgingen, dass sie bereits über die Kurtaxe den Erhalt mitfinanzieren würden.
Um einen Geldbetrag zu bestimmen, den die Menschen bereit wären für die Dünenlandschaft bzw. die von der Dünenlandschaft bereitgestellten Ökosystemleistungen zu zahlen, fragten wir nach dem Anteil der Kurtaxe, der ihrer Meinung nach hierfür verwendet werden sollte. Die Kurtaxe in Höhe von 3,20 € pro Tag (Mittelung aus den saisonabhängigen Beträgen) nahmen wir zur Hilfe, um den Befragten einen Anhaltspunkt zu geben und um darüber hinaus eine bessere Vergleichbarkeit zwischen den Antworten zu gewährleisten. Die von den Interviewten angegebenen Beträge liegen zwischen 0,00 € und 3,20 € (siehe Abbildung 2) und im Mittel bei 1,33 €. Inselbewohner geben im Durchschnitt 0,83 €, Besucher aus küstennahen Ortschaften 1,22 € und aus dem übrigen Deutschland 1,45 € an. Der Grund warum die Zahlungsbereitschaft der Inselbewohner am geringsten ist, könnte zum einen an der Gewöhnung an diese Landschaft und zum anderen an der Abhängigkeit vom Tourismus liegen, in den sie eher investieren würden.
Anhand der von den Besuchern – also denjenigen der Befragten, die tatsächlich Kurtaxe zahlen – angegebenen Beträge und ihrer Anzahl (Tagesgäste und Anzahl der Übernachtungen) ergibt sich schließlich ein Wert von ca. 2.280.00,00 €. Da wie zuvor erwähnt zwischen 2005 und 2015 im Durchschnitt pro Jahr lediglich 1.164.546 € in die Dünenlandschaft investiert wurden, scheint die Zahlungsbereitschaft somit über dem Finanzierungsbedarf zu liegen.
Der Geldbetrag, den wir durch unsere Befragung bestimmt haben, ist möglicherweise zu hoch, da wir die Befragung in der Nebensaison, an einem Tag mit sonnigem Wetter und in der Nähe der Dünen durchgeführt haben. Wir haben also vermutlich vor allem Besucher angetroffen, die nur zum Spazierengehen angereist sind und eine Landschaft wie die der Langeooger Dünen wertschätzen. Das könnte man überprüfen, indem man Befragung zu einer anderen Jahreszeit, bei schlechteren Witterungsverhältnissen und an einem entfernten Ort wiederholen würde.
Dennoch konnten wir zeigen, dass Menschen der Langeooger Dünenlandschaft einen hohen Wert beimessen und besonders ihre Funktionen als natürlichen Küstenschutz und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen wertschätzen.
Autorinnen:
Johanna von Grigorcea hat „Umweltmanagement“ im Bachelor an der Justus-Liebig-Universität Gießen studiert. Seit 2015 studiert sie den Master “Sustainability Economics and Management” an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
Tanja Pfeifle hat an der Universität Bayreuth “Philosophy and Economics” im Bachelor studiert. Seit 2015 studiert sie ebenfalls “Sustainability Economics and Management” an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
Außerdem an dem Projekt beteiligt: Merle Heyken und Marie Traussneck