Klara Winkler

2. Mai 2017

geschrieben in ESP-DE Blog

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Der Ökosystemleistungsansatz hilft die vielen unterschiedlichen Leistungen von verschiedenen Ökosystemen und unterschiedlichen Landnutzungsarten zu erkennen. In der Wissenschaft wird auch von der Multifunktionalität der Landschaft gesprochen: also dass die Landschaft eine Vielzahl von Funktionen haben kann.

Wenn wir normalerweise Felder oder andere landwirtschaftlich genutzte Flächen sehen, denken wir meistens an die Produkte, die wir auf Märkten und im Supermarkt kaufen können: Weizenmehl dank der Getreidefelder, Äpfel und Birnen von Obstbaumwiesen und Spargel und Erdbeeren von Feldern. Jedoch sind diese Landschaften noch für weitere Leistungen verantwortlich, von denen wir Menschen direkt oder indirekt profitieren: die Böden speichern Kohlenstoff ab und tragen somit zur Verminderung von klimatischen Veränderungen bei; die Landschaften bieten Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen und wir Menschen können Ruhe und Entspannung in der Landschaft finden.

Ebenso, ist es in Weinbauregionen: Auf den ersten Blick sind die Reben in erster Linie für die Weinproduktion da. Jedoch konnten alle, die bereits einmal bei schönem Wetter in Weinbergen unterwegs waren, sich von der Schönheit und Ästhetik der Weinberge überzeugen. Die deutschen Weinanbaugebiete mit ihren Weinköniginnen sind Ausdruck der großen Weintradition in Deutschland. Reben können, richtig gemanagt, auch Erosionsschutz beitragen und das Auftreten von Krankheiten und Schädlinge für die Reben minimieren.

In unserem Artikel „Assessing ecosystem services and multifunctionality in vineyard systems“ haben wir zunächst festgestellt, dass das Ökosystemleistungskonzept noch sehr selten in der Wein-Forschung verwendet wird. Daher wollten wir wissen, welche Ökosystemleistungen in Weinbergen vor allem untersucht werden. Die sechs meist beforschten Ökosystemleistungen sind: (a) Trauben als Versorgungsleistung; (b) Filtrations-, Festlegungs-, Speicherungs- und Akkumulationsprozesse; (c) Kontrolle vor Schädlingen; (d) Kontrolle vor Krankheitserregern; (e) Wissenschaft; (f) Natur- und Kulturerbe (siehe Bild unten).

Die sechs meist untersuchten Ökosystemleistungen in Weinbergen. Bilder von den Autoren.

Obwohl diese einzelnen Ökosystemleistungen viel beforscht werden, gibt es nur wenig wissenschaftliche Studien, wie die Leistungen zusammenhängen. Der Ökosystemleistungsansatz kann also dazu beitragen, dass wir über unseren Forschungs-Tellerrand schauen, und nicht nur eine Leistung beforschen, sondern sie im Zusammenhang mit anderen Leistungen des Weinbergs betrachten. Und nicht nur in der Wissenschaft kann der Ansatz helfen, auch im Management des Weinbergs kann er helfen nützliche Beziehungen zu unterstützen: natürliche Feinde von Schädlingen benötigen Lebensraum, den zum Beispiel Blühstreifen bieten können und zugleich wird die Artenvielfalt unterstützt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die verschiedenen Leistungen von unterschiedlichen Teilen des Ökosystem Weinberg bereitgestellt werden. Trauben wachsen an der Rebe, sind also direkt mit einem Punkt im Weinberg verbunden. Andere Leistungen, wie zum Beispiel die Filtrationsprozesse finden über größere räumliche Dimensionen statt und Leistungen wie die Kontrolle von Schädlingen oder das Natur- und Kulturerbe passieren in der gesamten Landschaft und können nicht punktgenau festgestellt werden. Daher argumentieren wir in unserem Artikel, dass häufiger eine gesamte Landschaft betrachtet werden sollte, anstelle von kleineren Flächen oder Ökosystemen.

Wir wollen gerne mit unserem Artikel zeigen, dass Landschaften, und damit auch Weinregionen, viele Funktionen erfüllen und Leistungen zu unserem menschlichen Wohlbefinden beitragen. Der Ökosystemleistungsansatz kann uns helfen, diese klarer zu sehen und so die Vielfalt besser genießen zu können.

Ansprechpartnerin:

Klara J. Winkler ist Doktorandin an der Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg. Sie forscht über Mensch-Natur-Beziehungen im ländlichen Raum in Europa. Die Arbeit für diesen Artikel war teil einer Fallstudie im europäischen Forschungsprojekt OPERAs, die sie im Rahmen ihrer Masterarbeit begonnen hat. Zur Zeit ist sie Gastwissenschaftlerin an der Universität Lund, Südschweden. Folgen Sie ihr auf Twitter @kj_winkler oder schreiben Sie eine E-Mail: klara.johanna.winkler@uni-oldenburg.de

Veröffentlichung (open access):

Winkler, K.J.; Viers, J.H. & K.A. Nicholas (2017). Assessing Ecosystem Services and Multifunctionality in Vineyards Systems. Frontiers in Environmental Science 5:15. doi: 10.3389/fenvs.2017.00015

 

Ökosystemleistungen dekantiert: Weinbaugebiete als multifunktionale Landschaften

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