Uta Schirpke

20. November 2017

geschrieben in Alle Neuigkeiten, ESP-DE Blog

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Naturschutzgebiete sind zur Erhaltung von Biodiversität, Ökosystemen und den damit verbundenen Ökosystemleistungen extrem wichtig. In Europa spielt das Natura-2000-Netz eine bedeutende Rolle. Dieses ist ein zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten innerhalb der Europäischen Union mit dem Ziel, gefährdete heimische Pflanzen- und Tierarten sowie ihre natürlichen Lebensräume länderübergreifend zu schützen. In vielen dieser Schutzgebiete können jedoch Maßnahmen zur Erhaltung der Biodiversität nicht ausreichend umgesetzt werden, vielfach aufgrund von finanziellen Engpässen. Das Konzept der Ökosystemleistungen bietet innovative Management- und Finanzierungsansätze, aber bisher gibt es nur wenige praktische Anwendungsbeispiele, Ökosystemleistungen in das Management von Schutzgebieten zu integrieren.

Im Projekt LIFE+ „Making Good Natura“ wurden in 21 Gebieten in Italien zusammen mit den lokalen Akteuren 13 verschiedene Ökosystemleistungen ausgewählt. Anschließend wurden insgesamt 55 Ökosystemleistungen analysiert und bewertet. Die Ergebnisse zeigen teils große Unterschiede zwischen den einzelnen Gebieten aufgrund unterschiedlicher Umweltbedingungen und eines anderen sozioökonomischen Umfelds. Diese umfassende Analyse bildete dann die Basis für weitere Diskussionen mit verschiedenen lokalen Interessengruppen und führte zu 41 Vereinbarungen über Zahlungen für Ökosystemleistungen (engl. Payments for Ecosystem Services (PES)). Diese Instrumente zur Erhaltung von Ökosystemleistungen sind auf freiwilliger Basis vorgenommene monetäre oder auch nicht-monetäre Transaktionen zwischen einem „Verkäufer“ und einem „Käufer“ und legen vertraglich fest, wie bestimmte Ökosystemleistungen gemanagt werden sollen (Abb. 1). Diese Zahlungen tragen zur regionalen Entwicklung bei und können die Effektivität von Schutzgebieten verbessern, d.h. wie gut Biodiversität geschützt wird und wie weit die Managementziele erreicht werden.

Abb. 1: Schema zur Definition von Zahlungen für Ökosystemleistungen in Natura 2000 Gebieten. Der Käufer (Nutzer) zahlt dem Verkäufer (Bereitsteller) einen Beitrag, um den Fluss der bestimmten Ökosystemleistung (ÖSL) zu garantieren. Die Vermittler unterstützt die Umsetzung der Zahlung für Ökosystemleistungen.

Die vorliegende Studie fasst die Erfahrung aus dem Projekt LIFE+ „Making Good Natura“ zusammen und zeigt die Schwierigkeiten und Möglichkeiten in Zusammenhang mit der Analyse und Bewertung von Ökosystemleistungen, bei der operativen Umsetzung von Zahlungen für Ökosystemleistungen, der Einbindung von lokalen Interessensgruppen und Akteuren sowie dem Monitoring der Effektivität des Schutzgebietsmanagements. Zu den allgemeinen Herausforderungen zählen beispielsweise unterschiedliches Verständnis von Ökosystemleistungen, unzureichende Datenlage (Kartenmaterial sowie statistische Daten), mangelndes Interesse oder Bereitschaft bei den lokalen Akteuren sowie technische und institutionelle Schwierigkeiten sowie zeitliche und finanzielle Einschränkungen. Daher sind genaue Definitionen, eigene Erhebung von Daten, Verbesserung von Methoden zur Analyse und Bewertung von Ökosystemleistungen, umfassende Informationen und gute Vorbereitung von Workshops mit Stakeholdern essentiell.

Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Zahlungen zum Schutz von Tier-und Pflanzen sowie ihrer Lebensräume beitragen können (Abb. 2). Außerdem kann die lokale Wirtschaft davon profitieren, wenn zum Beispiel lokale Produkte eingeführt werden. Zahlungen in Zusammenhang mit kulturellen Leistungen (z.B. Erholung, Ästhetik) verbessern oft die Managementkapazität verschiedener Institutionen, fördern kulturelle Aktivitäten, verbessern das Angebot für Sport und Freizeitgestaltung in der Natur und tragen zur Umweltbildung bei, da sie auch das Wissen und Verständnis der Ökosysteme vergrößern.

Abb. 2: Änderungen der gesamten Managementeffektivität durch Einführung von Zahlungen für Ökosystemleistungen (PES) in den 21 Testgebieten. Die Managementeffektivität wird auf einer Skala von 1 bis 100 (Index) gemessen. 01 – Parco Regionale Orobie Valtellinesi, 02 – Riserva Regionale Lanca Di Gerole, 03 – Viadana, Portiolo, San Benedetto Po e Ostiglia, 04 – Triangolo Lariano, 05 – Sasso Malascarpa, 06 – Corno della Marogna, 07 – Valvestino, 08 – Val Grigna, 09 – Bagni di Masino, Pizzo Badile, Val di Mello, Val Torrone, Piano di Preda Rossa, 10 – Bagni di Masino e Pizzo Badile, 11 – Val di Mello, Piano di Preda Rossa, 12 – Alto Garda Bresciano, 13 – Boschi Ficuzza e Cappelliere, Vallone Cerasa, Castagneti Mezzojuso, 14 – Rocca Busambra e Rocche di Roa, 15 – Monte Sambughetti, Monte Campanito, 16 – Monti Alburni, 17 – Monte della Stella, 18 – Balze di Teggiano, 19 – Fagosa – Timpa dell’Orso, 20 – La Petrosa, 21 – Versanti occidentali del Monte Carpegna, Torrente Messa, Poggio di Miratoio.
Autorin

Uta Schirpke arbeitet beim Institut für Alpine Umwelt an der EURAC in Bozen (Italien) mit Forschungsschwerpunkt Ökosystemleistungen und untersucht räumliche und zeitliche Entwicklungen von Ökosystemen und deren Auswirkungen auf Ökosystemleistungen.

Kontakt: uta.schirpke@eurac.edu

Veröffentlichung

Schirpke, U., Marino, D., Marucci, A., Palmieri, M., & Scolozzi, R. (2017). Operationalising ecosystem services for effective management of protected areas: Experiences and challenges. Ecosystem Services, 28, 105-114. https://authors.elsevier.com/a/1VyBm7szSIq~1Y

Weitere Informationen

Projekt LIFE+ „Making Good Natura“ (Projekthomepage auf Englisch und Italienisch)

Pellegrino D., Schirpke U., Marino D. (2017). How to support the effective management of Natura 2000 sites? Journal of Environmental Planning and Management 60(3), 383-398. http://www.tandfonline.com/eprint/9GIDvvPIk6DaFj48g8jk/full

Schirpke, U., Scolozzi, R., Concetti, B., Comini, B., Tappeiner, U. (2017). Supporting the management of ecosystem services in protected areas: trade-offs between effort and accuracy in evaluation. Journal of Environmental Assessment Policy and Management 19, 1750007. http://www.worldscientific.com/doi/abs/10.1142/S1464333217500077

Praktische Anwendung von Ökosystemleistungen zum verbesserten Management von Schutzgebieten

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