11. September 2017

Wie „machen sich“ Ökosystemleistungen in durchsetzbarem Recht?


von Volker Mauerhofer

Der Artikel „How do ecosystem services perform in enforceable law?“ von Volker Mauerhofer und Iasmina Laza ist Teil eines, von Volker Mauerhofer herausgegebenen, Special Issues zum Thema „Recht und Ökosystemleistungen“ der Elsevier-Zeitschrift Ecosystem Services. Der erste Teil der Arbeit untersucht anhand der Rechtsnormen der Europäischen Union (EU) quantitativ, inwiefern der Begriff der Ökosystemleistungen in rechtsverbindliche und gegenüber den Mitgliedstaaten (oder Einzelnen) durchsetzbare Maßnahmen aufgenommen wurde. Diese Untersuchung wurde mittels einer Abfrage in der online Datenbank EU-Lex durchgeführt. Die quantitative und deskriptive Auswertung der Ergebnisse ergab, dass 430 englischsprachige Dokumente den Begriff „ecosystem services“ enthalten, davon jedoch etwa 90% vorbereitende und nicht gesetzgebende Dokumente darstellen. Weiters konnte nur ein Dokument gefunden werden, in dem die Mitgliedsstaaten rechtsverbindlich und durchsetzbar hinsichtlich Ökosystemleistungen adressiert werden. Dabei handelt es ich um die Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten – kurz „IAS-Verordnung“ (ABl.

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4. September 2017

Zeitliche Veränderungen von Ökosystemleistungen in Süd-Chile


von Sven Lautenbach

In vielen Fällen werden Ökosystemleistungen nur über relativ kurze Zeiträume und mit relativ niedriger zeitlicher Auflösung erfasst. Dies verbirgt oftmals Fluktuationen, die für eine umfassende Bewertung benötigt werden. Zwei aktuelle Publikationen beschreiben Veränderungen der Landnutzung und daraus resultierende Veränderungen von Ökosystemleistungen anhand einer Region in Süd-Chile. Erfasst wurde der Zeitraum von 1985 bis 2011 zu sieben Zeitpunkten. Die Landnutzung in der Region wird dominiert durch die Holzwirtschaft. Neben der Nutzung einheimischer Baumarten existieren in starkem Maße auch Plantagen mit ortsfremden Arten. Die Verwendung einer relativ hohen zeitlichen Auflösung der verwendeten Daten verdeutlichen sowohl die Effekte der Landnutzungsdynamik auf Ökosystemleistungen als auch eine zusätzliche, mitunter sehr hohe, Fluktuation der Ökosystemleistungen im Zeitverlauf, die nicht direkt mit Veränderungen der Landnutzung einhergeht. Insbesondere die Ergebnisse zum Sedimentrückhalt, aber auch zum Phosphorrückhalt und zur Landschaftsästhetik zeigen, wie wichtig eine wiederholte Erfassung von Ökosystemleistungen ist, um sowohl komplexe Landnutzungstrajektorien als auch natürliche Fluktuationen zwischen den Jahren zu erfassen.

Die Untersuchungen machen weiterhin deutlich, wie relevant die Berücksichtigung räumlicher Heterogenitäten bei der Beurteilung von Veränderungen und der Ableitung von Managementempfehlungen ist. So unterscheiden sich sow

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28. August 2017

Welche Argumente können Leute davon überzeugen, dass Umwelt und Natur geschützt werden sollten?


von Julian Rode

Diese Frage stellen sich beispielsweise Umweltbehörden und nicht-staatliche Umweltgruppen (NGOs), wenn es darum geht, Naturschutz in politischen Maßnahmen (z.B. Förderung ökologischer Landwirtschaftlich) oder Entscheidungen (wie z.B. eine Straße oder ein Staudamm durch ein Schutzgebiet zu bauen) angemessen zu berücksichtigen. Viele Akteure in Politik und Wissenschaft hegen derzeit große Hoffnungen, dass das Ökosystemleistungskonzept und die ökonomische Bewertung von Ökosystemleistungen (ÖSL) geeignet sind, den Wert des Naturschutzes für die Gesellschaft besser zu kommunizieren. Es gibt jedoch auch Vorbehalte gegenüber einer auf ÖSL basierenden Argumentation. In der – teilweise sehr ideologisch geführten – Debatte hört man dabei Aussagen wie „moralische Argumente haben versagt“, aber auch „monetäre Bewertung von ÖSL kann Umweltschutzbemühungen verringern“ (indem sie andere Argumente wie moralische Pflichten gegenüber Natur und zukünftigen Generationen schwächen). Empirische Evidenz bezüglich der Wirkung unterschiedlicher Argumente und Diskurse fehlt jedoch weitestgehend. Mit der in unserem Artikel beschriebenen Studie wollten wir an genau diesem Punkt ansetzen und die Wirksamkeit insbesondere der auf ÖSL und monetärer Bewertung basierenden Argumente beleuchten.

Über ProlificAcademic, eine sogenannte Recruiting-Plattform, die hilft Teilnehmer für wissenschaftliche Studien zu finden, nahmen 377 Teilnehmer zwischen 17 und 72 Jahren an der Stu

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21. August 2017

Grüne Stadt für alle? Zu aktuellen Herausforderungen von Stadtgrüngestaltung und sozialverträglicher Entwicklung


von Annegret Haase, Dagmar Haase, Sigrun Kabisch

Der Beitrag befasst sich mit den sozialräumlichen Auswirkungen von städtischen Begrünungsstrategien. Er diskutiert Zielkonflikte zwischen einer grünen und einer sozialen Aufwertung von Stadtquartieren. Insbesondere nimmt er in den Blick, was passiert, wenn Begrünung zum bewussten Teil marktorientierter Stadtentwicklung wird, und wer unter diesen Bedingungen von Wertsteigerung durch Grün profitiert und wer nicht.

Begrünungsstrategien als wichtiger Faktor für Lebensqualität, Gesundheit und Wohlbefinden haben in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Beispiele hierfür reichen von neu angelegten Parks auf Brachen, urbanen Gemeinschaftsgärten, grünen Zwischennutzungen und neuer Straßenbegrünung, bis hin zu grünen Fassaden sowie Gründächern und all den Ökosystemdienstleistungen, welche sie bieten. Gleichzeitig rückt Stadtgrün immer mehr in die Aufmerksamkeit marktorientierter Neubau- und Aufwertungslogiken. Zielkonflikte zwischen einer ökologisch nachhaltigen und sozialverträglichen Stadtentwicklung werden deutlich. Neue Debatten wie etwa die zur „Eco-Gentrification“ oder zu „grünen Ungleichheiten“ greifen diese Themen auf; sie fragen insbesondere nach den sozialräumlichen Konsequenzen “grüner Aufwertung” und dokumentieren Prozesse von Segregation und Verdrängung zu Ungunsten einkommensschwächerer Haushalte. Diese Debatten werden aktuell von der Wissenschaft in Form von Artikeln aber auch einer breiteren politisierten Öffentlichke

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10. Juli 2017

Kleinod, Rückzugsraum und Open Space oder einfach nur „Urbane Gärten“. Ein großes Potenzial für urban Ökosystemdienstleistungen für alle, aber aktuell in Gefahr


von Dagmar Haase, Annegret Haase, Anna Dankowska

Der Garten in der Stadt – das ist mehr als nur eine Grünfläche, mehr als ein Ort der Erholung, des Anbauens von Blumen, Obst und Gemüse oder einfach ein Stück „heile Welt“. Gärten sind wichtige Orte des Erlebens und Erhaltens von städtischen Ökosystemleistungen.

Urbane Gärten sehen sich heute neuen Herausforderungen gegenüber. Großstädte in Deutschland und Europa wachsen kontinuierlich. Der Bauboom lässt erschlossenes Land knapper werden, Bodenpreise steigen. Ob traditionelle Kleingartenparzelle oder moderner Gemeinschaftsgarten – sie sind wertvolles Bauland, vor allem in der Innenstadt. Um das Überleben des urbanen Gartens langfristig zu sichern, bedarf es daher heute einer engen Kooperation der Klein- und Gemeinschaftsgärtner. Die Entwicklung in dynamisch wieder-wachsenden ostdeutschen Großstädten mag im Folgenden als prominentes Beispiel für diese Entwicklung dienen.

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich der Mensch mithilfe des Gartens die Natur in der Stadt zurückerobert. Im Zeitalter der Industrialisierung entstanden in vielen europäischen Städten öffentliche Parks, Lustgärten und Kleingartenkolonien. In den berühmten Schrebergärten in Leipzig etwa verbrachten die Stadtbewohner ihre Freizeit, bauten Obst und Gemüse an, verweilten in der Natur und entspannten. Dass Gärten auch eine politische Funktion haben, erlebte die Bevölkerung erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg: Plötzlich waren sie nicht mehr nur dafür da, um knappe Lebensmit

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